Menschlicher Urkraft ist es also nicht zu verdanken, dass ein mehrere hundert Kilo schwerer Steinbrocken aus dem Ötztal über knapp 200 Kilometer bis zum Starnberger See geschoben wurde.
Die Natur motivierte sich vielmehr damals, weil sie sich im wahrsten Sinn des Wortes intensiv bewegte. So trieb ein riesiger Gletscher mit brachialer Kraft allerlei Gestein über Inn und Fernpass vor sich her, bis ihm am Rand des heutigen Starnberger Sees die Kraft ausging und sich deshalb die Landschaft dort so entwickeln konnte, wie sie heute aussieht.
Der 300 Millionen Jahre alte Ötztaler Steinbrocken ruht deshalb jetzt am Wanderparkplatz am Manthalerfeld in sich selbst und unter dichtem Blattwerk – ziemlich unbeachtet von Wanderern, Mountainbikern oder an der Leine vorbeigeführten Eseln. Wie zur Tarnung trägt er keinerlei besonderen Merkmale nach außen, die ihn als besonderes Gestein erkennbar machen würden.
Es bedarf deshalb schon geschulter Augen, um seine Geheimnisse ans Tageslicht zu heben. Wie die von Andreas von Poschinger, der als Geologe die Geschichte des steingrauen Brockens aus dem Effeff kennt. „Irgendwann ist man drauf gekommen, dass man Steine hat, die gar nicht hierhin gehören, und hat sich gefragt, wo die herkommen“, so von Poschinger. „Daraus hat sich die Theorie der Wanderblöcke gebildet, denn solche Steine gibt es nur in den Zentralalpen“, berichtet der promovierte Herr der Steine einer rund 20 Personen starken Gruppe, die sich auf Initiative des Berger Urgesteins Christian Kalinke zur Exkursion am Sonntagmorgen getroffen hatte.
Nach ein paar Schritten weiter in den Wald hinein erfahren die interessierten Gruppenmitglieder von Kalinke, warum ein weiterer Stein von rund 300 Millionen Jahren Lebensalter an seiner Spitze ein Kreuz trägt: Zum Gedenken an einen Berger, der sich unter einem Reisighaufen in der Nähe des „Marterls“ das Leben genommen habe. Abseits von befestigten Wegen warteten auch am Lüßbach neue faszinierende Perspektiven. „Wie in Kanada“, hörte man am Rand eines versteckten Karpfenteichs, in dessen Wasser sich in herbstlichem rotbraun gefärbte Baumblätter sonnenbestrahlt fast wie inszeniert spiegelten.
Initiator Kalinke öffnete seinen Gästen indes die Augen für ein besonders gesundes Naturgewürz. „Ich streue die immer in mein Müsli. Deswegen bin ich so fit“, ließ er wissen, während er zeigte, wo am Lüßbach besonders gut Brennesselsamen geerntet werden können.
Vielleicht trifft Kalinke dort schon bald weitere Sammler. Motivierend war sein Tipp auf jeden Fall und man muss kein Extremsportler sein, um sich das Powerfood ins Frühstück zu holen.
Sehr schöner Artikel!
Danke! Hoffe, bis bald mal wieder!