Red Bull Adventure Tours: Genäht werden wie ein Eishockey-Crack

Mit der Miene des erfahrenen Sportmediziners beugt sich Michael Schröder über die Liege im Sanitätsraum der Eishalle im Olympiapark. „Hier nähen oder im Krankenhaus?“, fragt der Mannschaftsarzt des EHC Red Bull München. Die Frage kommt etwas rhetorisch daher, denn kurz vor Beginn des Play-off-Matches gegen die Fishtown Pinguins, für das man sich ja in die Kurve gestellt und einen verirrten Puck oberhalb der Oberlippe abbekommen hatte, gibt es keine andere Wahl als Augen zu und durch, wenn man das in wenigen Minuten beginnende Spiel sehen will.

„Hier!“, teilt man Doc Schröder deshalb tapfer mit, dem der Anflug eines Lächelns auskommt, als er mit den anwesenden Sanitäterinnen kurze Blicke austauscht. Und es dämmert einem, warum. Wie oft hat man die harten Hunde des Eishockey-Sports im Fernsehen schon bewundert, wenn sie auf die Zähne gebissen haben, als sie an der Bande klaffende Wunden getackert bekommen haben? Und der Verdacht für den Grund des Lächelns bestätigt sich. Kurz vor Ansetzen der Nadel teilt Schröder mit: „Ohne örtliche Betäubung.“ Okay, dann nähe los. Immerhin gibt es jede Menge Desinfektionsmittel, die man auf den fest zugepressten Lippen spürt. „Jetzt brennt’s kurz“, kündigt der Doc an, bevor er zweimal entschlossen zusticht und dann die Fäden kappt. Geschafft, war gar nicht so schlimm, das Match kann beginnen.

„Bist du verheiratet? Jetzt wirkst du noch männlicher“, gibt einem Doc Schröder noch aufmunternd mit auf den Weg und verschwindet zur Mannschaft, die schon auf das Eröffnungsbully wartet. Auf der Tribüne beim als Entschuldigung bereit gestellten Kaltgetränk sieht man den Doc jetzt auf der anderen Seite der Eisfläche und kann sich das erste Grinsen nicht verkneifen. So ein glimpflich verlaufener Puckeinschlag, bei dem wer weiß was hätte passieren können, inklusive professioneller Näheinlage schafft schon ein Zusammengehörigkeitsgefühl mit der Bullen-Bank. Dass alles nicht so schlimm war, zeigt einem die schnell zurückgekommene Ironie im Kopf. Dort macht sich der Slogan des Hauptsponsors der Münchner Kufenflitzer in abgewandelter Form breit: „Red Bull verleiht Plaatzwuuunden.“

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